Die Reise nach Maulle au Mer

 
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Ponyhof

Als Junge mochte ich den "Ponyhof" in meiner Heimatstadt: Ein großes umzäuntes Gebäude, in welches stündlich Lastwagen ein- und ausfuhren, und vor dem zwei Reitponys weideten, die von uns Kindern gestreichelt und gefüttert wurden.

Später erfuhr ich, dass es sich um die Abdeckerei handelte und die Ponys nur verschleiern sollten, dass dort Pferde nicht geritten, sondern geschlachtet wurden.

Ich habe nie gefragt, ob meine Eltern die Wahrheit wussten und mir diese nicht zumuten mochten, oder ob sie selbst an den Schwindel glaubten - vielleicht glauben wollten.

Seltsamerweise überkommt mich diese Kindheitserinnerung, als ich am Maullenser Zuchthaus vorbeigehe und den Eindruck habe, als drängen Schreie aus dem Inneren.


5. November in Maulle au Mer

 

Arbeitslager

Das Maullenser Resozialisierungslager hilft Schwerverbrechern, sich wieder in den Werte-Kanon unserer Gesellschaft einzufinden und deren Regelwerk zu akzeptieren.

Durch harte Arbeit bei Wasser und Brot verbüßen Mörder, Kinderschänder und Räuber ihre gerechten Strafen, um dereinst geläutert zu besseren Menschen zu werden.

Von außen einsehbar ist der Gefängnisgarten, in dem drei stadtbekannte Gewalttäter ihre Haft abarbeiten und für jeden erkennbar machen: Wer hier einsitzt, der hat es nicht anders verdient.

Jeder Grundlage entbehren daher Gerüchte, es handele sich um ein Folterlager für politische Gegner der Regierungspartei.

Copyright: Text von Michael Budde, Fotos von IMSI