Die Reise nach Maulle au Mer

 
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Einkaufsbummel

Ich bummele durch die Geschäfte am Marktplatz, um nach Andenken Ausschau zu halten. Beliebt sind Marmorbüsten des Bürgermeisters und selbstgehäkelte Schweinchen, die von örtlichen Fischerfrauen gebastelt werden. Ich kaufe gebackene Seesterne in Gelee, esse sie aber schon im Laden.

Die einheimischen Kunden tragen Visitenkarten am Kragen, auf denen Vorlieben und Konsumverhalten vermerkt sind, was dem Verkaufspersonal die kompetente Beratung erleichtert. Dass der Familienstand verzeichnet ist, fördert die Partnerfindung. Ich spreche mehrere Singles an, erhalte aber nur einen Korb, den ich als Andenken mit nach Hause nehme.

Im Einkaufszentrum Marché komme ich mit der Kassiererin ins Gespräch: Es sei ihr letzter Arbeitstag, den nächsten Monat werde sie von Sozialhilfe leben, anschließend aber im Carré arbeiten, wofür der Arbeitgeber Subventionen erhalte, weil er neue Leute einstelle. Später wechsle sie erneut ins Marché, das gehe schon so seit eh und je.


6. November in Maulle au Mer

 

Einkauf

Am Marktplatz gibt es zwei gegenüberliegende Warenhäuser: das Marché und das Carré.

Wenn das Marché etwas im Sonderangebot hat, so ist die gleiche Ware im Carré besonders teuer - und umgekehrt. Auf diese Weise wirken Sonderangebote umso verlockender auf den mündigen Konsumenten, welcher eifrig die Preise vergleicht.

In Wirklichkeit gehören beide Geschäfte demselben Besitzer, welcher früher nur einen Laden besaß, in welchem er alle Produkte zum niedrigen Preis verkaufte. Dass diese niedrig waren, wusste aber niemand, und so erwogen die Kunden, lieber anderweitig nochmals nachzusehen, was die Ware dort koste.

Also teilte er sein Sortiment in zwei Warenhäuser auf, die scheinbar konkurrierten und offenbar jede Woche neue Sonderangebote hatten: Mal konnte man hier und mal dort ein Schnäppchen machen.

Niemand merkte, dass die Angebote gar nicht billiger waren als im früheren Einzelgeschäft, denn nun verglich man nur noch zwischen Marché und Carré. Kleinere Läden spielten gar keine Rolle mehr, denn niemand wähnte diese preiswerter als die beiden großen mit ihrem ständigen Preiskrieg.

"Rabattschlacht der Kaufhausgiganten" lautet eine Schlagzeile in der BOULEVARD-Zeitung, und die Leser glauben dies. Natürlich sind beide Märkte gute Anzeigenkunden und natürlich werden die Anzeigen vom selben Konto beglichen.

Copyright: Text von Michael Budde, Fotos von IMSI