Die Reise nach Maulle au Mer

 
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Café am Klärwerk

Ich sitze im Café am Klärwerk und versuche mich trotz des elenden Gestanks auf den Geschmack von Sahnetorte und Capuccino zu konzentrieren.

Einige Touristen baden im Klärbecken, was wohl ein Missverständnis sein dürfte, da am Beckenrand sprungbrett-ähnliche Messplattformen stehen. Offenbar wird auch eine Warntafel fehlgedeutet, die einen Mann mit zugehaltener Nase zeigt, aber keineswegs zum Tauchen animieren möchte.

Ich bestelle noch ein Stück Torte und komme mit Gästen ins Gespräch. Mein Tischnachbar sagt, vor vierzehn Tagen habe er seine Frau beerdigt. Kurze Zeit später sei sie dann gestorben.

In der Sonne liegen zwei ursprünglich nackte, nun aber mit Klärschlamm eingeriebene Badenixen, die eine Fangopackung genossen zu haben glauben. Als der modrige Modder an der Luft trocknet, wird er hart wie Zement und Lausbuben erlauben sich den Scherz, die starren Damen gleich Venusstatuen aufzustellen. Wochen später stehen sie immer noch da.

Beim dritten Stück Torte muss ich mich doch übergeben, da die Abwasser-Ausdünstungen nicht auszuhalten sind. Insgesamt ein grässlicher Nachmittag, aber das Café ist nun mal das billigste weit und breit, hier kann ich es mir häufiger leisten, auszugehen.


15. November in Maulle au Mer

 

Sparen und Schreiben

In Maulle au Mer nutzt man die benzingetriebenen Schreibmaschinen von Emdola, deren günstigen Preis man zu schätzen weiß. Wohl sind sie etwas laut für empfindliche Ohren, sodass man klare Gedanken kaum fassen kann, und auch der ölige Geruch ist gewöhnungsbedürftig, aber die rußigen Flecken auf dem Papier und das gelegentliche Feuerfangen des Schriftgutes sind lässliche Schmunzelfehler, welche die Freude am Gerät nicht verderben.

Selten gebraucht werden die elektrischen Schreibautomaten von Pommak, obwohl diese geruchsneutral, leise und sicher sind. Aber der höhere Preis ist dadurch nicht zu rechtfertigen, zumal sie das dunkelgraue Behördenpapier, das man sich günstig durch gute Bekannte "organisieren" kann, nicht verarbeiten, sondern des teueren weißen Papiers bedürfen.

Copyright: Text von Michael Budde, Fotos von IMSI