Auf dem Bau
Neben meiner Unterkunft ist eine Baustelle, die ganztägig zum Quell unaufhörlichen Lärms wird.
Da meine Beschwerden nicht fruchten, frage ich die fleißigen Mannen, ob sie statt des Stahlträgers nicht einen Sechserträger vorzögen und verweise auf den mitgebrachten Gerstensaft. So komme ich zu meiner Ruhe und wir ins Gespräch.
Ich erfahre nicht nur Herrenwitze und Fußballergebnisse, sondern auch interessante Interna über die Vergabepraxis öffentlicher Bauaufträge. Ihr Arbeitgeber erlange die meisten Ausschreibungen, da die Chefetage gute Beziehungen zu Baubeamten besitze.
Die Firma kalkuliere stets mit höheren Kosten als die Konkurrenz, biete aber die Unterkellerung, die in der Ausschreibung vorgesehen sei, sehr billig an. Dadurch liege der Gesamtpreis unter den Angeboten der Mitbewerber und man erhalte immer den Zuschlag.
Wie durch ein Wunder stelle die Behörde dann jedesmal fest, dass man den Keller auch einsparen könne, um Steuergelder zu schonen. Zwar sei der beauftragte Bauunternehmer ohne diese Leistung im Nachhinein der teuerste, aber da die Vergabe schon abgeschlossen sei, schere sich niemand darum.
Auch privat haben Mitarbeiter des Bauamtes sehr schöne Häuser.
23. November in Maulle au Mer
Häutung
Nach nur neun Jahren verlegt ein bekannter Baukonzern seinen Firmensitz wieder nach Maulle au Mer. Die Rückkehr wird durch stattliche Subventionen so versüßt wie einst die Umsiedelung nach Gris à la Mer: Entstehen doch stets Arbeitsplätze am neuen Standort, wenngleich auch weniger als am alten verloren gehen.
Mit der Firma umziehen werden nur wenige der alten Arbeiter, denn sie haben im Vertrauen auf eine sichere Stellung schon Häuser gebaut und Familien gegründet.
So erfolgt der Neubeginn ein jedes Mal mit frisch verjüngtem Personal mit kürzeren Kündigungsfristen und geringeren Gehältern. Motiviertere Mitarbeiter, deren Gedanken um die Karriere, nicht Kinder und Kredite, kreisen.