Daumenverletzung
7:30. Der Bus ist beim Zusteigen schon besetzt, ich finde noch Platz hinterm Fahrer. Auf geht es, Leute, gemeinsam ins Grüne!
8:00. Die Ausflugsgesellschaft ist bester Laune, es wird getrunken und gesungen, Luftschlangen durchmessen den Raum.
8:30. Der Fahrer klagt über Armschmerzen. Ich sage "Alkohol betäubt!" und reiche ihm mein Sektglas. Nachschub kommt sogleich.
8:45. Eine Polonaise in der Enge scheitert am Gedränge, dennoch haben wir schunkelnd unseren Spaß.
9:30. Der Fahrer lallt mit schiefem Munde. Ich lache darüber, wie wenig er verträgt, zumal sein Glas auf dem Boden liegt.
9:50. Bei heiterem Schlagerraten beobachte ich unbewusst den Fahrer, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Leider errät niemand mein Lied.
9:55. Der Fahrer fasst sich hektisch an die Brust.
9:58. Die Serpentine wird enger, die Straße schmäler, die Schlucht steiler, der Abgrund größer.
17:00. Marie empfängt mich besorgt und berichtet von großem Unglück ohne Überlebende. Ich bitte sie um ein Heftpflaster für meinen Daumen. Und heule.
24. October in Maulle au Mer
Arbeit zuerst für Ochsen
Rinder als Zugtiere haben lange Tradition in Maulle au Mer, doch prägen sie nicht mehr das Straßenbild wie einst, als alle Warenkarren von ihnen gezogen wurden.
Der Ochsenkutscher-Verband hat die Ursache seines Niederganges schnell ausgemacht: "Die Pferde nehmen uns die Arbeitsplätze weg! Schon zehn Prozent aller Fuhrwerke werden von Pferdegespannen gezogen. Für uns alteingesessene Ochsenlenker bleiben nur die Brosamen übrig. Die Pferde sollen doch zurück in die Steppe, wo sie hergekommen sind."
Moderate Gemüter verweisen allerdings auf den Umstand, dass mittlerweile Dreiviertel aller Waren von Lastkraftwagen transportiert würden. Womöglich trage auch dies zum sinkenden Ochsenbedarf bei.