Tag am Strand
Der Duft von Sand, Salz und Sardinen umfängt mich, Kinder- und Möwengeschrei dringt ins Ohr, Sonnenlicht und Himmelblau blenden den Blick in die Ferne. Ich drehe mich zur Seite: Marie schläft.
Ihre zuckenden Lider zeugen von Liebesträumen. Sie rümpft ihre Nase wie ein Kaninchen, wann immer der warme Salzwind eine sandige Böe in ihre Nüstern bläst. Ihr halboffener Mund spinnt Speichelfäden zwischen die Lippen. In ruhigem Atem wogt ihr Busen auf und nieder.
Marie ist noch elfenbeinbleich - als Einheimische liegt sie sonst selten am Strand. Ich schneide meinen Namen aus einem Stück Papier und hefte ihn beleckt auf ihren Bauch. Die schleichende Sonnenbräune brennt ihn wie eine Tätowierung ein, bevor ein Windhauch die Schablone verweht.
Ich beschließe, Heftzwecken zu kaufen.
Als ich zurückkehre, ruht Marie auf dem Bauch. Ihr Rücken ist bedeckt von Zeitungspapiernamen. Ich beginne eine Ausweiskontrolle bei den umliegenden Junggesellen.
7. November in Maulle au Mer
Strandleben
Der Strand von Maulle au Mer liegt voller Ölsardinen. Das harvarierte Schiff war leider kein Tomatentunkentanker.
Weite Teile des Strandes wurden vor 20 Jahren zubetoniert, damit der schöne weiße Sand, für den Maulle au Mer weltberühmt ist, nicht vom Wind davongetragen wird. Erst anschließend bemerkte man, dass der Strand unter dem Beton nicht recht zur Geltung kam. Ohne Zusammenhang war, dass der Bürgermeister ein Betonwerk besaß.
Am Strand gibt es viele Pilzhutverkäufer. Niemand weiß eigentlich, was mit den Pilzhüten anzufangen ist, da aber weder Eiskrem noch Limonade angeboten wird, kaufen die Eltern ihren quengelnden Kindern Pilzhüte. Ein einziges Mal kam ein Eisverkäufer nach Maulle au Mer, wurde aber sofort von den Pilzhuthändlern verjagt, da er einen unfairen Wettbewerbsvorteil habe.
Oben ohne am Strand zu liegen ist verboten in Maulle au Mer. Zumindest für Männer, da man deren speckige Bierbäuche nicht in der Sonne glänzen sehen möchte. Bei Frauen ist man toleranter.
Strandkörbe gibt es nur einen in Maulle au Mer. Es wohnt darin ein deutscher Einsiedler, der eines Tages an die Küste gespült wurde und sich weigert, ihn auch nur kurzzeitig zu verlassen, da er kein Handtuch habe, um ihn als besetzt zu markieren.
Hunde sind ausdrücklich erlaubt am Strand, aber nur in ausgestopfter Form, um Lärm und Schmutz zu vermeiden. Mobile Tierpräparatoren bieten ihre Dienste an.